[17.09.2015] German Brokers AG wird wiederbelebt
German Brokers AG wird wiederbelebt
Was der chinesiche Staat mit einem börsennotierten Firmenmantel vorhabt
Von Joachim Herr, München
Börsenzeitung-Zeitung, 17.9.2015 Große Pläne mit einem kleinen Börsenwert: Der chinesiche Staat hat 47% der Aktien der German Broker AG -ein Unternehmen ohne Geschäft und Mitarbeiter- mit Sitz in Eisenach von früheren Großaktionären erworben. Für die übrigen Anteile im Streubesitz läuft bis zum 21. September Übernahmeangebot. Hintergrund der Transaktion ist der Sino-German Ecopark in Qingdao im Osten Chinas. „Für China und Deutschland ist das ein großes Modellprojekt“, sagt Norbert Egger der Börsen-Zeitung. Der 75-Jährige ist seit Juni dieses Jahres Aufsichtsvorsitzender von German Broker. Von 1989 bis 2005 war er der Erster Bürgermeister der Stadt Mannheim und wurde zum Ehrenbüger von Qingdao ernannt.
Ökopark im Aufbau
Dort entsteht ein deutsch-chinesicher Ökopark, auf dem sich Industrieunternehmen mit umweltschonenden Technologien ansiedeln sollen. 2010 hatten die Wirtschaftsminister beider Staaten – Phillip Rösler (FDP) für Deutschland – eine Vereinbarung zur Unterstützung des Projekts auszeichnet. Im Jahr darauf wurde der Grundschein gelegt. Die Krefelder Maschinen- und Anlagenbaugruppe Siempelkampf hat sich für eine Investition entschieden und baut derzeit eine Produktionsstätte in dem Park. Weitere Unternehmen sollen folgen. Derzeit umfasse Gelände knapp zwölf Quadratkilometer, berichtet Egger. „Vorgesehen ist eine Verdreifachung.“
Für die Finanzierung können die German Brokers AG ins Spiel kommen, wie der Aufsichtschef andeutet. Mit der Übernahme schafft China zumindestens den Zugang zu Börsenkapital und spart Zeit und Kosten im Vergleich mit der Gründung einer AG. Genaue Pläne gibt es angeblich noch nicht. „Tätigkeiten werden schrittweise erprobt“, sagt Egger.
In der Stellungnahme von Vorstand und Aufsichtsrat zum Übernahmeangebot ist zu lesen: „Es ist beabsichtigt, dass die German Brokers AG zukünftig beratend bei deutsch-chinesichen Transaktionen und im deutsch-chinesischen Handel tätig werden soll.“ In erster Linie sollten deutsche Unternehmen unterstützt werden, die an einer Investition im Ökopark interessiert seien. Auch das Begleiten chinesicher Investitionen hierzulande wird als Ziel genannt, ebenso das Vermitteln von Partner für Joint Ventures und M&A-Transaktionen.
Hauptaktionär von German Brokers ist ein Tochterunternehmen der Sino-German United Group in Qingdao, die wiederum vollständig im Besitz des chinesichen Staats ist. German Brokers wird von einem Vorstand geführt, der chinesische Diplom-Kauffrau Peng Pan. Zwei Landesleute von ihr sitzen im Aufsichtsrat neben Egger. Alle drei Chinesen sind auch im Management der Sino-German-Gruppe.
Die seit 1999 notierten Aktien von German Brokers werden nach wie vor im regulierten Markt der Frankfurt Börse gehandelt. Seit der Insolvenz des Wertpapierhauses Ende 2002 dümpelt der Titel als Penny Stock. Es sind etwas mehr als 3 Millionen Stück zum Nennwert von je 1 Euro. Den restlichen Aktionären, die rund 53% der Anteile halten, bieten die Chinesen 0,28% Euro je Aktie. Das entspricht dem Durchschnitt des Börsenkurses in den letzten drei Monaten vor Abgabe des Angebots am 21. Juli. Für alle ausstehenden Anteile ergäbe sich damit ein Preis von 612 000 Euro.
Egger deutet an, dass das Unternehmen an einer Vielzahl von Aktionären interessiert ist. In den Angebotsunterlagen heißt es, ein Zwangsausschluss von Minderheitsaktionären sei nicht beabsichtigt. „Die Bieterin legt vielmehr großen Wert auf die Präsenz der German Brokers AG als börsennotierte Aktiengesellschaft.“ Geplant ist, demnächst den Sitz des Unternehmens von Eisenach nach München zu verlegen.